22.05.2018  Info / Handicap


Einzelheiten zur Handicap Berechnung ab 2020


Wir haben ja im Beitrag vom 23.04.2018 darauf hingewiesen, dass es ab 2020 eine neue Handicap-Ermittlung geben soll. Wenn man zu viel schreibt ist es manchmal nicht gut – wenn man zu wenig schreibt ist es manchmal aber auch nicht gut.

Jedenfalls hat der Beitrag für Diskussionen gesorgt, und dabei konnte man feststellen, dass vielfach von falschen Voraussetzungen ausgegangen wird. Deshalb nachfolgend einige zusätzliche Erläuterungen.

Und wieder gleich vorweg: es steht noch nichts endgültig fest, und es wird nur das berücksichtigt was bisher von offizieller Seite als Wahrscheinlich kommuniziert wurde.

Was ändert sich nicht?

1. Die Brutto-Wertung bei Turnieren
Hier bleibt alles wie es ist. Egal welches Handicap man hat: man bekommt weiterhin für ein Birdie drei, für ein Par zwei und für ein Bogey einen Brutto Punkt.

2. Die Netto-Wertung bei Turnieren
Die Netto Punkte für die Turnierwertung werden weiterhin nach Stableford abhängig vom Handicap-berechnet (egal wie das in Zukunft zustande kommt).

Berechnung der Netto-Punkte

Wir springen mal kurz zur bisherigen Netto Berechnung (und lassen dabei die Spielvorgaben, die für jeden Platz anders sind, einfach mal außen vor):

Ein Handicap 0 Spieler, bekommt zwei Netto-Punkte wenn er für eine Par 4 Bahn vier Schläge braucht, und einen Netto Punkt wenn er fünf Schläge braucht. Für den Handicap-Spieler ist also Brutto = Netto (das würden jetzt alle Arbeitnehmer auch gerne sagen).

Ein Handicap 18 Spieler dagegen darf auf jeder Bahn einen Schlag mehr machen als der Handicap 0 Spieler. Deshalb bekommt der Handicap 18 Spieler auf einer Par 4 Bahn zwei Netto Punkte wenn er fünf Schläge macht – also einen Schlag mehr als der Handicap 0 Spieler. Die fünf Schläge sind für den Handicap 18 Spieler das sogenannte Netto-Par.
Der Handicap 18 Spieler bekommt für sein Netto-Bogey, also sechs Schläge auf einer Par 4 Bahn, noch einen Netto Punkt.

Wenn der Handicap 18 Spieler auf einer Par 4 mit dem sechsten Schlag nicht im Loch ist, kann er für die Netto Stableford-Wertung keinen Punkt mehr bekommen. Er soll dann bisher und auch in Zukunft den Ball aufheben um das Spiel nicht zu verzögern.
Der Spieler hat dann, wenn er Netto null Punkte hat, ein „Netto-Doppel-Bogey“ gespielt – ein wichtiger Begriff für die Zukunft.

Zählspiel statt Netto ab 2020

Die neue Handicap Berechnung soll ab 2020 aber nicht mehr nach den Netto-Punkten erfolgen, sondern wie viele sagen in der einzig wahren Spielform, dem Zählspiel - aber mit Handicap-Berücksichtigung.
Hört sich im ersten Moment vielleicht für einige kompliziert an, ist es aber nicht.
Wenn der Handicap 0 Spieler auf einem Par 72 Golfplatz (z.B. GC-Hünxerwald) genau 72 Schläge braucht, egal wie sich diese Schläge auf den Bahnen verteilen, dann hat er sein Handicap 0 gespielt.

Der Handicap 18 Spieler darf 18 Schläge mehr machen, auf einen Par 72 Golfplatz also genau 90 Schläge, um sein Handicap 18 zu bestätigen.

Und schon geht bei vielen ein Wehklagen durch die Reihen: Oh, großes Übel ist über uns gekommen – Zählspiel…
Aber immer langsam. Wir sind noch nicht fertig.

Zählspiel mit Notausgang

Den Machern der Handicap-Reform war von Anfang klar, dass sich viele bei einem tatsächlichen Zählspiel oft völlig abschießen können – und Spielbeschleunigung könnte man dann auch völlig vergessen.
Jetzt kommt aber das oben bereits erwähnte Netto-Doppel-Bogey ins Spiel. Dann ist nämlich auch im Zählspiel Schluss – praktisch als Notausgang von der Bahn.

Wenn der Handicap 18 Spieler also auf einer Par 4 Bahn mit dem sechsten Schlag noch nicht im Loch ist, dann soll er den Ball zwar weiterhin aufheben, aber statt einem Strich ein Netto-Doppel-Bogey notieren, in seinem Fall also eine Sieben.
Als Nettopunkte stehen dann da zwar auch weiterhin Null Punkte, aber es wird für eine auf der Scorekarte in Zukunft trotzdem eine Schlaganzahl stehen, die dann für die Zählspielberechnung verwendet werden kann.

Der Handicap 18 Spieler kann also beim „Worst Case“ (zu deutsch: ich würde aufhören Golf zu spielen), nämlich im Fall von 18 Streichern, bzw. in Zukunft 18 Netto-Doppel-Bogeys gleich 0 Netto Punkte, maximal 126 Schläge auf der Scorekarte haben.

Der Handicap 0 Spieler kann in diesem Fall, also auf jeder Bahn drei Schläge über Par, maximal 108 Schläge auf der Scorekarte stehen haben.
Und ein Handicap 36 Spieler maximal 144 Schläge (72 + 4x18)

Diese Vorgehensweise kann man durchaus als sehr positiv bezeichnen, denn trotz Zählspiel gibt es keine Spielverzögerung in Bezug auf die bisherige Spielweise, und wenn man ansonsten eine gute Runde hat ist im Bezug auf die Handicapwertung ein Streicher kein Weltuntergang.

Handicap-Ermittlung ab 2020

Für die Handicap-Ermittlung werden ab 2020 die letzten 20 Turniere herangezogen. Und zwar völlig unabhängig davon wann diese Turniere gespielt wurden, also ob in einem Zeitraum von drei Jahren oder in einem halben Jahr. Kommt ein neues Turnier dazu, fällt das älteste raus.

Wie die Übergangzeit aussieht bis zum ersten Mal ein Handicap nach Zählspiel ermittelt werden kann, steht noch nicht fest. Und man muss mindestens vier Zählspiele haben um ein Handicap nach der neuen Berechnung zu bekommen.

Nehmen wir aber mal an, es sind 20 Zählspiele vorhanden, dann werden davon nur die besten acht berücksichtigt. Diese acht werden addiert, die Summe durch 8 geteilt, und dann hat man eine durchschnittliche Schlagzahl – und das Handicap.

Wenn der Handicap 18 Spieler eine durchschnittliche Schlagzahl von 90 hätte, dann würde sein Handicap bei 18 bleiben (72+18=90).
Hätte er dagegen eine durchschnittliche Schlagzahl von 88, dann würde sein Handicap auf 16 sinken (unter Vorbehalt).

Bevor jetzt jemand negative Gedanken ins Spiel bringt: diese Handicap-Ermittlung wird in sehr ähnlicher Form in den USA schon seit langer Zeit erfolgreich durchgeführt. Das Handicap ist dabei immer viel schneller und näher an der tatsächlichen Spielstärke als bei unserer bisherigen relativ trägen Berechnung.

Und das ist ja schließlich der Sinn des Handicaps: das Golfspieler unterschiedlicher Spielstärke auf Augenhöhe gemeinsam auf die Runde gehen können - und jeder kann gewinnen.
Als Statussymbol ist das Handicap jedenfalls nicht eingeführt worden. (Ni)




Impressum / Kontakt / Datenschutz © herren-cup.de